
Ich hatte nicht die Absicht, eine Marke zu gründen
Dass ich mich jetzt mit dem Storytelling zu meiner eigenen Marke beschäftige, bringt mich zum Schmunzeln. Es fühlt sich an wie eine Reise, deren Ziel ich nie geplant hatte. Wie so oft waren es die Umwege, die mich zu diesem Punkt geführt haben. Ich hatte nie die Absicht, eine Marke zu gründen. Und doch sitze ich nun hier– neugierig, dankbar und habe große Lust, mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Ohne irgendwie zu wissen, wo es mich hinführt.
Als Lernender habe ich mich im System Schule selten verstanden gefühlt. Zu oft war ich gezwungen, mich anzupassen, zu funktionieren, Bedürfnisse zu unterdrücken. Ich habe Wege gefunden, mich hineinzupressen – aber nie, mich wirklich zu entfalten. Ich kann nicht sagen, dass mir Lernen Saß gemacht hat. Heute weiß ich, warum.
Mit dem Wissen um meine eigene Neurodivergenz ist vieles klarer geworden. Es war nie Mangel an Willen oder Können, sondern Mangel an Raum und Verständnis für mein Lernen.
Und vielleicht ist genau dieser Teil der Anfang von allem gewesen. Heute bin ich Lehrer von Schüler:innen mit Förderbedarf. Irgendwie musste es so kommen. Auch das war kein geplanter Weg, sondern ein Umweg, der mich mitgerissen hat. Ich habe mich darauf eingelassen und bin heute dankbar dafür. Denn in dieser Rolle darf ich gestalten, was mir früher gefehlt hat: Räume, in denen Lernen Begegnung ist und Prozess des gemeinsamen Miteinanders. Momente, in denen Menschen sich trauen dürfen, sie selbst zu sein. Schule als Lernort gestalten, der Fehler zulässt und das Lenen in den Mittelpunkt setzt – nicht das Wissen oder Können.
Dabei sehe ich mich in der Rolle als Lehrender immer als Lernender, der von und mit anderen lernt. Einer, der ausprobiert, zuhört, manchmal stolpert – und weitergeht. Ich versuche planvoll Lenen zu gestalten und erwarte gleichzeitig Umwege. Lernen als Prozess zu verstehen, ist für mich kein Konzept, sondern eine Haltung. Und diese Haltung trägt mich – und verbindet mich mit anderen.
Ich schöpfe Energie aus Gesprächen mit Menschen, die Lernen ebenso als offenes, lebendiges Geschehen begreifen. Aus dem gemeinsamen Denken, Teilen, Ausprobieren. Wenn Ideen sich berühren und etwas Neues daraus wächst – das ist Lernen.
Vom Lernenden mit Neurodivergenz zum Lehrenden für Schüler:innen mit einem Förderbedarf, der Lernen als offenen Prozess versteht und gerne teilt – vielleicht hatte ich ja doch die Absicht eine Marke zu gründen und habe diesen Weg so schon geplant und wusste es nur nicht? Irgendwie kann ich das nicht so ganz glauben.
Deshalb ist LERNKELCKSE auch kein Projekt, sondern ein Spiegel. Er spiegelt meine Wege, meine Brüche, meine Freude, meinen Frust, mein Lernen. Er trägt Eindrücke aus all meinen Rollen: als Lernender, Lehrender, Referent, Vater, Begleiter, erwachsenes Kind, Mensch mit Neurodivergenz und nun auch als Gründer einer Marke, die Lernen als etwas zutiefst Praktisches, Erlebbares, Fühlbares und Unperfektes versteht.
Vielleicht genau deshalb als etwas Echtes.

Verschiedene Lernmomente prägen mich
Echt sind auch sie – meine Lernmomente. Die großen, die kleinen, die lauten, die leisen. Sie haben mich geprägt. Mich als den Menschen, der ich dadurch geworden bin. Es ist keine geradlinige Geschichte. Eher eine Landkarte aus Umwegen, Sackgassen, Überholspuren. Eine Sammlung aus Momenten, Begegnungen, Fragen, Antworten, Scheitern, Erkenntnissen, Erfolgen – und der Neugier, was noch kommt.
Meine Schulzeit war anstrengend. Für mich und wahrscheinlich auch für alle, die mich begleitet haben. Das zweite Sitzenbleiben in der elften Klasse war dabei ein Wendepunkt. Ich stand vor der Entscheidung: weitermachen oder abbrechen. Ich wollte das Abitur. Ich habe es als Voraussetzung verstanden, meinen eigenen Weg möglichst selbst bestimmen zu können. Also habe ich beschlossen, mich anzupassen. Anpassen, um danach entscheiden zu können. So war mein Verständnis.
Ich habe meine Bedürfnisse hintenangestellt und mich ins System eingefügt. Von da an lief alles reibungslos. Ich habe das Abitur geschafft. Aber der Preis war hoch: Selbstaufgabe und Verleugnung des eignen Lernens. Erst später stellte sich mir die Frage: Wenn ich in einem System funktionieren kann, das nicht für mich gemacht ist, in dem mir gezeigt wurde, dass ich fehl am Platz bin – wie viel mehr wäre möglich, wenn die Bedingungen wirklich zu mir passen würden?
Diese Antwort fand ich nicht sofort, aber ich fand sie. Im Studium. Nicht, weil alles besser war – sondern weil ich entscheiden konnte, was und wie ich lerne. Ich begann, mich selbst zu verstehen. Ich lernte, zu lernen. Und ich spürte zum ersten Mal, was Selbstwirksamkeit bedeutet. Seitdem begleitet mich diese Erfahrung – in jeder Rolle, die ich ausfülle: als Lehrender, Kollege, Lernender, Vater, Referent, Gründer, Mensch.
Im Referendariat hatte ich das Glück, einer Mentorin zu begegnen, die mich tief geprägt hat. Sie hat mir gezeigt, dass Lernen Bewegung ist – nicht nur geistig, sondern körperlich, emotional, ganzheitlich. Ich habe verstanden, dass Lernen nicht im Kopf beginnt, sondern im Tun. Ein Blick auf Lernen, der perfekt zu meinem Verständnis von Selbstwirksamkeit und Lernen gepasst hat. Seitdem sehe ich Lernen noch mehr als Prozess – als Zusammenspiel von Körper, Geist und Begegnung. Diese Haltung hat sich dann noch vertieft, als ich mich mit digitalem Lernen auseinandergesetzt habe. Nicht, weil Technik an sich spannend ist, sondern weil sie Barrieren abbauen oder umgehen kann. Weil sie Menschen mit Beeinträchtigung ermöglicht, selbstwirksam zu handeln. Ich habe gelernt, digitale Tools nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung zu begreifen. Sie machen Selbstwirksamkeit nicht nur denkbar, sondern sichtbar und fühlbar.
Später kam ein weiterer Impuls: Design Thinking. Eine Methode, die mich auf einen reißenden Strom voller Möglichkeiten mitgerissen hat. Denken in Möglichkeiten mit Blick auf Bedürfnisse. Da war es doch – Ein Lernen, das kreativ, offen und menschlich. Und es lässt Raum für Fehler, Ideen, Perspektiven. Ich habe mich darin wiedergefunden – in der Haltung, in dem Prozess, in der Offenheit. Heute prägt dieses Denken zu einem Großteil, was ich mit LERNKLECKSE entwickle. Produkte, Materialien, Workshops – alles beginnt mit der Absicht, einen Mehrwert zu gestalten und Bedürfnisse zu beachten.
2023 hat sich mein Verständnis von Lernen und von mir selbst noch einmal erweitert. Der Blick in die Vergangenheit wurde plötzlich klar und Fragen wie „ Warum hatte ich solche Schwierigkeiten in der Schule“ oder „Wieso habe ich diese Bedürfnisse, die ich manchmal gar nicht benennen kann? Wieso dieses Gefühl, dass ich fehl am Platz bin? Die Diagnose ADHS hat vieles neu sortiert – und gleichzeitig erklärt. Sie hat mich gezwungen, hinzusehen, hinein zu fühlen, mich ernst zu nehmen, mich zu verstehen. Verstehen – was das für mein Lernen bedeutet und was es den Menschen in meinem Umfeld abverlangt. Seitdem begleitet und prägt mich eine neue, einfache, aber kraftvolle Frage: Was brauche ich?
Vielleicht ist das der Kern von allem. Vielleicht ist LERNKLECKSE genau deshalb entstanden – weil mich diese Frage nicht loslässt? Sie nimmt mich mit auf die Reise in der Lernen praktisch, erlebbar, fühlbar – und unperfekt sein darf. LERNKLECKSE ist das, was passiert, wenn man sich traut, nicht fertig zu sein. Wenn man Umwege zulässt. Wenn man Lernen nicht nur denkt, sondern lebt. Und LERNKLECKSE entsteht bereits in diesen, in meinen echten Lernmomenten und das seit langer langer Zeit – ich wusste es nur nicht.

Könnte es andere interessieren?
Irgendwann – irgendwo zwischen all den Schulstunden, Gesprächen, Rückschlägen und diesen leisen Aha-Momenten – hat sich eine Frage in mir festgesetzt. Zuerst kaum hörbar, dann immer deutlicher:
Könnte mein Verständnis von Lernen – geprägt durch meine eigenen Wege, Umwege, Erlebnisse und Erkenntnisse – für andere hilfreich sein? Und wenn ja, wie?
Lange habe ich das weggeschoben. Ich dachte: Das sind doch nur meine Erfahrungen. Meine Fehler, meine Beobachtungen, meine kleinen Experimente. Aber je öfter ich mit Menschen über Lernen sprach, desto häufiger merkte ich, wie viel Resonanz entsteht, wenn man ehrlich teilt, was nicht perfekt ist – sondern echt.
Vielleicht liegt genau darin der Wert: Nicht im „Wissen“, sondern im „Verstehen“. Nicht im Plan, sondern im Prozess. Und plötzlich war da diese Idee, nicht als fertiger Gedanke, sondern als Gefühl, das Form annahm: Vielleicht lohnt es sich, meine Erfahrungen zu öffnen – nicht als Anleitung, sondern als Einladung.
Nicht, um zu zeigen, wie man lernen sollte, sondern, wie Lernen sich anfühlen kann. Mir war zu dem Zeitpunkt nur klar: Ich möchte kreativ sein, gestalten, mein Verständnis von Lernen in Formen bringen, die anregen, emotionalisieren und Mut machen, sich mit Lernen zu beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch lange nicht klar, WIE.
Von dem Zeitpunkt an begann eine kreative, erprobende, erschöpfende, lebendige, überfordernde und euphorische Reise mit der Suche nach dem Wie. Ich habe in diesem Prozess angefangen genau zuzuhören, hinzuschauen, mich zu erinnern und mich hinein zu fühlen. In jeder Situation – in jeder Rolle – mit dem Kopf und dem ganzem Körper.

Hinschauen – Zuhören – Einfühlen
Das Erleben von Lernen in meinen Rollen als Lernender, Lehrender, Referent, Vater, Freund, Ansprechperson für Bezugspersonen ist seit diesem Moment begleitet durch den Blick einer neuen Brille. Fast wie ein drittes Auge. Ob es Begegnungen mit Schüler:innen, Teilnehmer:innen, Kolleg:innen, Freunden, Lehrenden, Expert:innen waren, immer hat im Hinterkopf diese Suche nach dem WIE stattgefunden.
Es gab Momente in denen fand diese Auseinandersetzung nicht im Hinterkopf statt, sondern war fast wie Remote. Es hat mich nicht losgelassen, ich kontrolliert. Lernmomente, Lernsituationen – ob planvoll oder zufällig – ob Alltag oder Schule – klein oder groß – sie alle wurden bewusst oder unterbewusst untersucht. Ich habe Beobachtungen, Erfahrungen, Ideen, Impulse und auch Fragen festgehalten – ohne Begrenzung ohne geleitete Idee. Diese Erkenntnisse sollten echt sein.
Dabei begegnet mir immer wieder in Gesprächen und Beobachtungen die Frage: Darf ich das? Geht das? Ist das erlaubt? Eine Frage, an die ich selten zuerst gedacht habe. Oder eben nicht mehr zuerst. Mir wurde in dieser Phase noch mal klarer: Das ist nicht die Frage. Es muss eine andere Frage gestellt werden: Was braucht es? Was brauche ich? Was braucht die Person, die gerade lernt?
Von diesem Punkt aus beginnt der erste planvolle Abschnitt auf der Reise LERNKLECKSE. Ich möchte eine Idee gestalten, die den Fokus auf Sinn, Wirkung und die Menschen, für die wir lernen gestalten, legt. Dabei soll die Frage: Was darf ich? gar nicht ignoriert werden. Sie kann Sicherheit geben, sie darf nur nicht Entwicklung verhindern. Also ist sie nicht der Ausgangspunkt. Sie wird schließlich im Licht von Was brauche ich? betrachtet – verantwortungsvoll, kreativ und mit Haltung.
Ein Teil des WIE hatte sich also gezeigt. Es geht darum Möglichkeitsräume zu öffnen. Im Dialog, Grenzen testend. Mit der Frage: Was wäre, wenn Lernen … ?
Persönlich – vielleicht auch begründet in meiner Neurodivergenz – lerne ich am liebsten in der Praxis und gestalte am liebstenaus der Praxis für die Praxis. Daher war klar, dass mögliche Produkte, die ich gestalten möchte, praxisorientiert, schnell verständlich, kreativ, einladend sein sollen und Möglichkeiten und Mehrwerte für die Menschen schaffen sollen, die Lust haben, meine Impulse zu nutzen.
Dabei sollen die Ideen von LERNKLECKSE auf Bekanntes zurückgreifen. Auf Dinge, die vielleicht schon mal positive Emotionen ausgelöst haben. Erfahrungen, mit denen man Gutes verbindet. Materialien, die Sicherheit geben. Ideen, die gleichzeitig unterschiedliche Zugänge ermöglichen. Produkte, die du durch deine Nutzung veränderst, weil sie es dir ermöglichen. Meine Idee soll zu deiner Idee werden.

Meine Reise mit LERNKLECKSE beginnt
Ich entwickle meine Ideen beim Lernen – und ich lerne beim Entwickeln. Beides gehört für mich zusammen,
wie Denken und Fühlen, wie Bewegung und Pause.
Aus diesen Momenten entstehen Ideen – Schaubilder, Kartensets, Planungshilfen, haptische Materialien, digitale Instrumente. Sie entstehen mitten im Alltag, wachsen in echten Lernorten weiter und sind genau für diese Orte und für echte Lernmomente gemacht. Für alle, die sich mit einer einfachen, aber entscheidenden Frage beschäftigen: Was braucht es, um zu lernen?
Wie meine eigene Reise, ist auch LERNKLECKSE kein lineares oder fertiges Produkt, sondern ein dynamischer Prozess.Eine Marke, die sich bewegt, verändert, die wächst, stolpert, sich wiederfindet – jeden Tag aufs Neue. Kein linearer Plan.
Eher ein Abenteuer. Mit Plänen, Umwegen, unvorhersehbaren Veränderungen, prägenden Momenten, Erlebnissen, die zum Verweilen einladen – oder zum Weglaufen. Ein Abenteuer, bei dem Begegnungen den Unterschied machen.
LERNKLECKSE entsteht wie ein Tropfen, der auftrifft. Ein Tropfen, der eine Idee berührt – ein Bedürfnis, einen Gedanken, eine Herausforderung. Er schlägt ein, nicht leise, sondern spürbar. In meinem neurodivergenten Denken folgt darauf kein geradliniger Prozess. Sondern ein Feuerwerk an Assoziationen, Bildern, Verbindungen, Richtungen. Wie Farbadern, die sich vom Kern aus verzweigen. Manche fein, manche kräftig, manche reißen plötzlich ab. Andere kehren später zurück und verbinden sich mit neu entstandenen Linien.
LERNKLECKSE ist eine Reise durch mein Lernen. Als Lernender. Als Lehrender. Als Vater, Referent, Freund. Als Ahnungsloser – und vielleicht manchmal auch als Experte. Wohin mich diese Reise führt, wie lange sie dauert,
wie viele gute oder schwierige Momente sie bereithält – ich weiß es nicht.
Und genau das ist schön. Weil Nichtwissen auch Freiheit bedeutet. Natürlich begleitet mich Unsicherheit. Aber ich bin unterwegs. Ich bin bereit zu entdecken. Bereit zu lernen. Bereit zu teilen. Und umkehren möchte ich bisher nicht.


